Erst Ombré, dann Dip Dye, jetzt Balayage – die Experten fürs Haarefärben scheinen alle halbe Jahre einen neuen Trend zu entwickeln. Wir fragen uns nun, worin liegt der Unterschied? Oder ist am Ende alles das Gleiche? Vorab sei schon gesagt: Es handelt sich tatsächlich um verschiedene Techniken und du solltest genau wissen, was du möchtest, bevor du dir den nächsten Termin beim Friseur buchst. Damit du wirklich als zufriedener Kunde den Salon verlässt und nicht aussiehst, wie kopfüber in den Farbtopf getaucht, klären wir mit Issie Churcher, worauf es ankommt. Issie ist nicht nur die Leiterin und Expertin für Colorationstechniken bei der britischen Salon-Kette HOB, sie wurde auch zur britischen Haarfarbe-Technikerin 2015 gekürt. Ein wandelndes Lexikon für Balayage-Wissen!
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1 Worum handelt es sich bei Balayage Strähnen?
Abgeleitet vom französischen Wort für balayer (auf Deutsch kehren, wischen) beschreibt der Name diese sehr natürlich wirkende Strähnchentechnik handwerklich sehr gut. Wie zufällig von der Sonne am Strand aufgehellt, wirken diese Strähnen nicht wie chemisch gebleicht oder coloriert. Und genauso unkompliziert lassen sie sich auch tragen, ob in offenem oder gebundenem Haar. Anders als bei klassischen Foliensträhnen entsteht beim Nachwachsen der Haare kein Ansatz – der wird quasi schon vom Friseur gesetzt. Aber so gekonnt, dass man selbst bei Nieselwetter nach dem Friseurtermin aussieht wie nach zwei Wochen Urlaub auf Ibiza. Zu den Spitzen hin wird der Farbverlauf nämlich immer heller. Und wer es einmal ausprobiert hat, der ist dem Haar-Geheimnis von Gigi Hadid und Rosie Huntington-Whiteley bereits auf die Schliche gekommen.
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2 Wie entstand der Look?
„Tatsächlich stehen Dip Dye, Ombré und Balayage allesamt für sogenannte Freihand-Färbetechniken“, erklärt Issie. Zwar wird bei allen Dreien mit Pinseln oder anderen manuellen Hilfsmitteln gearbeitet, um einzelne Strähnen aufzuhellen oder abzudunkeln, aber Dip Dye und Ombré sind eigentlich die moderneren Ausführungen des aktuellen Über-Looks – sie existieren wirklich erst seit ein paar Jahren, während Balayage bereits auf das modische Paris der Siebziger zurückgeht. Es war die Zeit der Hippies, die die Sonne, freie Liebe und Natürlichkeit zu ihrer Lebenseinstellung erklärt hatten. In den Neunzigern, als der kalifornische Lifestyle der Surfer Girls hip wurde, tauchten sie plötzlich wieder auf, die wilden Strähnen, die „cool und unabhängig“ suggerierten. Mit neuen Produkten und einem stetig wechselnden, individuellen Modeverständnis hat sich die moderne Balayage extrem weiterentwickelt. Erst in den letzten fünf Jahren wurde sie quasi alltagstauglich und wir alle lieben, lieben, lieben sie. 2010 entstand der Eindruck, dass jede Frau einfach nur hellere Haarspitzen haben wollte. Das sah teilweise plump und keineswegs so grazil wie die von Hand gepinselten Strähnen aus den Siebzigern aus. Inzwischen hat Balayage den Status von Qualität erreicht, den wir laienhaft als herausgewachsen und total natürlich beschreiben. Auf dem roten Teppich und bei den Superbloggern gelten sie als Nonplusultra des Haar-Looks der Stunde.
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3 Worin besteht der Unterschied zu Ombré und Dip Dye?
„Die Bezeichnung Dip Dye beschreibt im Englischen bildlich wie die Haarspitzen aussehen. Nämlich so, als wären sie in einen Eimer mit Farbe gedippt worden,“ klärt uns Issie auf: „Ombré bedeutet eine Kombination aus Dippen und Balayage, bei dem die Haare eine dezenten Farbverlauf von dunkel, über etwas heller, bis hin zu richtig hell zeigen.“ Anders formuliert: Alle drei sind Freihand-Techniken, allerdings haben Ombré und Dip Dye ein viel auffälligeres oder dramatischeres Ende – bezogen auf die Spitzen der Haare. Der Kontrast zwischen dunklem Ansatz und viel helleren, ja kunstblonden Spitzen verrät eindeutig, dass hier ein Coiffeur am Werk war. Ein Color Experte, der sich auf Balayage versteht, möchte ganz im Gegenteil, dass die Strähnen natürlich, beinahe wie wild gewachsen aussehen. Manche Spitzen sind heller, manche dunkler, als wäre der Zufallsgenerator Sonne-Strand-Meer verantwortlich dafür.
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4 Mit welcher Technik machen unsere Stylisten uns glücklich?
Wenn man wirklich auf einen authentischen California Beach Girl Look aus ist, dann sollten die Balayage-Strähnen an den Haarwurzeln nur sehr fein und dicht beieinander eingebracht werden. Zu den Spitzen hin werden die Strähnen zu echten Highlights und auch breiter. Dafür wird die Farbe zunächst nur sehr sanft und oberflächlich aufgetragen, sie durchdringt nicht das ganze Haar. Je näher der Colorist den Spitzen kommt, desto stärker lässt er die Farbe einwirken. Wird das richtig gemacht, bekommst du einen Look, der kaum Updates bedarf, weil niemals harte Kontraste zum Ansatz auftreten. Ganz anders als bei herkömmlichen Foliensträhnen.
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5 Geht das auch bei kurzen, dunklen Haaren?
„Yes you can!“ Issie lächelt: „Die Kunst bei dieser Technik besteht nämlich genau darin, dass der Color-Experte sich exakt auf den Schnitt, die Frisur und das bisherige Farbmuster der individuellen Haare seiner Kundin einstellt. Dazu gehört auch, dass Hautton, Augenfarbe und Gesichtsform in das harmonische Gesamtbild einfliessen. Der komplette Look muss einfach dem Aussehen der Kundin schmeicheln.“ Aktuell sind Karamelltöne in brünetten Haaren genauso gefragt wie auffällig helle Strähnen. “Es gibt keine feste Regel, deshalb steht ein Balayage-Look so gut wie jeder Frau – wenn er auf sie abgestimmt ist.“ Issie empfiehlt deshalb, nicht einfach loszulegen, sondern ein intensives Beratungsgespräch voranzustellen. Es könnte schliesslich der Look unseres Lebens werden. Zu dem Gespräch solltest du also nicht nur Fotos von deinen Traumfrisuren mitbringen, sondern auch Lieblingsklamotten in den ganz persönlichen Lieblingsfarben. Dann stimmt der Gesamteindruck am Ende garantiert!
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6 Gut zu wissen:
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Ab 60 Minuten aufwärts dauert eine Balayage-Behandlung. Damit geht das Treatment weitaus schneller über die Bühne als Foliensträhnen.
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Nur keine Hemmungen vor mutigen Experimenten. Wer eine andere Farbe als sein gewohntes Sonnenausbleichblond ausprobieren möchte, der kann auf eine schier endlose Farbauswahl und -skala im Buch der Colorationshersteller zurückgreifen.
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Eine qualitativ gute Balayage-Behandlung sollte locker für drei Monate ohne Friseurbesuch halten, ohne seltsam auszusehen. Also, Friseurmuffel und stressgeplagte Frauen sollten jetzt zugreifen.
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Termine solltest du nur bei ausgewiesenen Profis und Experten für Balayage-Technik buchen. Diese Behandlung erfordert Sach- und Fachkenntnis sowie handwerkliches Geschick, damit die Aufhellung nicht zu heftig ausfällt und künstlich wirkt.
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